
Getriebeölviskosität einfach erklärt: Wie Sie die Zahlen interpretieren
20. Oktober 2025Sie stehen vor dem Regal mit Getriebeölen und fragen sich, was Begriffe wie 75W-90 oder SAE 80 tatsächlich bedeuten? Die Auswahl scheint komplex, doch das Geheimnis liegt in einem einzigen, zentralen Konzept: der Viskosität.
In diesem Artikel erklären wir Ihnen einfach und verständlich, was es mit der Viskosität von Getriebeöl auf sich hat: was die Zahlenkombinationen bedeuten, warum die richtige Wahl so wichtig ist und wie Sie den optimalen Schmierstoff für Ihre Anwendung finden. Als Ihr kompetenter Partner für Schmierstoffe in Heidelberg, machen wir Fachwissen für Sie anwendbar.
Was ist Viskosität? Eine einfache Definition
Stellen Sie sich vor, Sie rühren in einem Glas Wasser und dann in einem Glas Honig. Der Honig widersetzt sich der Bewegung deutlich stärker als das Wasser. Genau diese Widerstandsfähigkeit eines Fluids gegen das Fließen bezeichnen Fachleute als Viskosität.
Umgangsprachlich sagen wir auch: Je zähflüssiger (viskoser) ein Öl ist, desto höher ist seine Viskosität. Je dünnflüssiger es ist, desto niedriger ist seine Viskosität.
Hoher Viskosität
Ist Öl dickflüssig (z.B. SAE 140), bildet es einen stabilen Schmierfilm unter hoher Last. Der Nachteil: Erhöht den Widerstand und benötigt mehr Energie zum Verteilen.
Niedrige Viskosität
Ist Öl dünnflüssig, fließt es leicht auch bei Kälte und verringert den Reibungswiderstand. Der Nachteil: Der Schmierfilm kann unter hoher Last reißen.
Warum ist die richtige Viskosität so wichtig?
Die Viskosität ist die wichtigste Eigenschaft eines Schmierstoffs. Ein Öl mit der falschen Viskosität kann erhebliche Schäden verursachen:
Zu dünnflüssiges Öl
Bei hohen Temperaturen oder unter Last wird der Schmierfilm zu dünn und reißt ab. Dies führt zu erhöhtem Metall-auf-Metall-Verschleiß, Überhitzung und letztendlich zum Ausfall des Getriebes.
Zu dickflüssiges Öl
Bei kalten Temperaturen kann das Öl nicht schnell genug zu allen zu schmierenden Teilen fließen. Dies führt zum Anlaufverschleiß (schwere Schäden in den ersten Sekunden nach dem Start) und einem erhöhten Kraftstoffverbrauch durch höhere Reibungsverluste.
Das Ziel ist also immer, ein Öl zu wählen, das über den gesamten Temperaturbereich – von frostkalten Wintermorgens bis zur Hitze im Sommerstau – einen stabilen Schmierfilm aufbaut.
Die SAE-Viskositätsklasse für Getrieböle entschlüsselt
Die Society of Automotive Engineers (SAE) hat ein weltweit anerkanntes System zur Klassifizierung der Viskosität entwickelt. Die Kennung auf der Ölpackung (z.B. 75W-90) gibt Auskunft über das Fließverhalten bei Kälte und bei Hitze.
Die Winterzahl (vor dem "W")
Die Zahl vor dem "W" (steht für "Winter") beschreibt das Kälteverhalten des Öls.
Je niedriger diese Zahl, desto dünnflüssiger bleibt das Öl bei Kälte.
Ein SAE 75W-Öl fließt bei niedrigen Temperaturen deutlich leichter als ein SAE 80W-Öl.
Dies ist entscheidend für einen sicheren Kaltstart und einen sofortigen Verschleißschutz.
Die Sommerzahl (nach dem "W")
Die Zahl nach dem "W" (z.B. die 90 in 75W-90) beschreibt die Viskosität bei 100°C, also die Betriebsviskosität bei hohen Temperaturen.
Je höher diese Zahl, desto dickflüssiger ist das Öl bei Hitze.
Ein Öl der Klasse SAE 90 bildet bei hohen Temperaturen einen stabileren Schmierfilm als ein SAE 80-Öl und ist damit für hohe Belastungen besser geeignet.
Ein Mehrbereichsgetriebeöl (z.B. 75W-90) vereint also die Eigenschaften eines dünnflüssigen Winteröls (75W) mit denen eines dickflüssigen Sommeröls (SAE 90). Es deckt einen großen Temperaturbereich optimal ab.
Gängige Viskositätsklassen für Getrieböle im Überblick
SAE 75W-80: Das Leichtlauf-Öl
Diese Klasse ist besonders für moderne Pkw-Schaltgetriebe ausgelegt. Das Öl zeichnet sich durch ein exzellentes Kaltfließverhalten aus, was den Kraftstoffverbrauch minimiert und den Verschleißschutz vom ersten Start weg gewährleistet. Es ist die erste Wahl für viele moderne Fahrzeuge, bei denen Effizienz im Vordergrund steht.
SAE 75W-90: Der beliebte Allrounder
Diese Viskositätsklasse ist der wohl verbreitetste Standard für Personenkraftwagen. Sie bietet die perfekte Balance von ausgezeichneten Fließeigenschaften bei winterlichen Temperaturen für einen schonenden Kaltstart und gleichzeitig einer ausreichend hohen Viskosität bei Hitze, um auch unter hoher Belastung einen stabilen Schmierfilm zu bilden.
SAE 80W-90: Der klassische Standard
Dies ist das klassische Öl für viele ältere Fahrzeugmodelle und leichte Nutzfahrzeuge. Im Vergleich zum 75W-90 ist es bei Kälte etwas zähflüssiger, bietet aber ansonsten ähnliche Schutzeigenschaften bei Betriebstemperatur. Es ist eine robuste und bewährte Wahl für weniger anspruchsvolle Getriebe.
SAE 90: Das einfache Einstufen-Öl
Anders als die Mehrbereichsöle ist SAE 90 ein reines "Einstufen"-Öl, das primär für seine Performance bei Betriebstemperatur ausgelegt ist. Es wird häufig in einfachen Getrieben von Traktoren, Oldtimern ohne Synchronringe oder in Motorrad-Nabenschaltungen verwendet, insbesondere in wärmeren Klimazonen, wo Kaltstarts kein Problem darstellen.
SAE 140: Das Öl für extreme Belastungen
Diese Klasse bezeichnet ein sehr dickflüssiges Öl, das für extrem hohe mechanische Belastungen und Temperaturen konzipiert ist. Sein Einsatzgebiet sind stark belastete Achsantriebe von LKW, landwirtschaftlichen Maschinen oder langsam laufende Industriegetriebe. Für normale Pkw ist es in der Regel nicht geeignet.
Viskosität im Vergleich: Getriebeöl vs. Hydrauliköl
Oft wird nach der Viskosität von Hydrauliköl gefragt. Das Prinzip ist dasselbe, aber der Zweck ein anderer:
Getriebeöl muss vor allem Zahnräder vor Verschleiß schützen und die Reibung optimieren. Die Viskosität ist hierfür zentral.
Hydrauliköl muss primär Kraft übertragen (nicht komprimierbar sein) und erst sekundär schmieren. Die Viskosität ist auch hier wichtig, um Leckagen zu minimieren und den Wirkungsgrad hoch zu halten.
Hydrauliköle werden oft nach ISO VG (Viscosity Grade) klassifiziert (z.B. ISO VG 46). Die Zahlen sind nicht direkt mit SAE-Klassen vergleichbar, aber das Prinzip ist identisch: Eine höhere Zahl bedeutet eine höhere Viskosität.
So finden Sie das Öl mit der richtigen Viskosität
Die einzige verlässliche Quelle für die richtige Viskositätsklasse ist immer die Freigabe und Spezifikation Ihres Fahrzeug- oder Maschinenherstellers.
Checken Sie die Betriebsanleitung
Im Handbuch Ihres Fahrzeugs oder Ihrer Maschine ist die benötigte SAE-Klasse eindeutig vorgeschrieben (z.B. "SAE 75W-90").
Nutzen Sie Online-OE-Findungstools
Es gibt Online-Tools, in denen Sie Ihr Fahrzeugmodell auswählen können und die passenden Produkte angezeigt bekommen.
Fragen Sie einen Profi
Im Zweifelsfall fragen Sie Ihre Werkstatt oder Ihren Schmierstofflieferanten. Die falsche Viskosität kann teure Folgen haben.
Unser Fazit: Die richtige Viskosität schützt Ihre Investition
Die Viskosität ist nicht nur eine Zahl auf der Packung, sondern der Schlüssel zum optimalen Verschleißschutz und zur Langlebigkeit Ihres Getriebes. Ein dünnflüssiges 75W-90-Öl ist nicht "besser" oder "schlechter" als ein dickflüssigeres 80W-140-Öl. Es ist einfach für unterschiedliche Anwendungen gemacht.
Die richtige Wahl zu treffen, ist einfacher, als es scheint: Vertrauen Sie auf die Vorgaben des Herstellers und auf die Qualitätsprodukte eines vertrauenswürdigen Lieferanten.
Ihr kompetenter Partner für die richtige Schmierstoffwahl: MACK Heidelberg
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Haben Sie Fragen zur Viskosität? Suchen Sie das passende Getriebeöl für Ihr Fahrzeug? Kontaktieren Sie uns! Wir beraten Sie gerne.